Nichts - eine gelungene Premiere
Eine tolle Truppe ist da zusammengewachsen und hat unter der Leitung von Britta Fugel ein sehenswertes Stück auf die Bühne gebracht, ziemlich cool und professionell.
Darstellerisch auf gutem bis hohem Niveau reiht sich in dem Stück Szene an Szene, immer wieder unterbrochen und musikalisch untermalt von sehr ansprechender Musik, jenseits des Mainstream. Lichteffekte und eine, fast die halbe Aula ausfüllende Bühne bringt die Darstellerinnen und Darsteller nahe ans Publikum heran, verabschiedet sich damit von der Guckkastenbühne und wird unmittelbarer. Die Technik, von einem gut funktionierenden Team bewerkstelligt, hat die Aufführung gut im Griff: Kein unnützes Hin- und Hergehen, alles fast lautlos gemanagt und es geht alles gut - kein Pfeifen, keine Rückkoppelung: Kompliment!
Der Inhalt des Stückes lässt sich kurz erzählen:
Eine Klasse Jugendlicher kommt nach den Sommerferien wieder zusammen. Es ist der Tag, an dem die Protagonistin aussteigt. Aus dem Unterricht, aus dem Alltag, aus dem Leben. „Nichts bedeutet irgendetwas, deshalb lohnt es sich nicht, irgendetwas zu tun“, sagt sie, effektvoll in einer Hängematte liegend, die in einem Apfelbaum hängt.
Von dort bombardiert sie ihre Klassenkameraden mit reifem Obst und mit Zynismen: „In demselben Moment, in dem ihr geboren werdet, fangt ihr an zu sterben. Und so ist das mit allem.“ Sie landet Treffer bei den Jugendlichen. Die Kinder können nicht einfach weitermachen. Zu sehr provozieren ihre Sprüche.
Sie beginnen mit einem großen Experiment. Mit dem Versuch, der Aussteigerin zu beweisen, dass das Leben einen Sinn haben kann. Dass es nämlich durchaus Dinge von Bedeutung gibt.
Sie verabreden, einen „Berg der Bedeutung“ anzulegen. Eine Sammelstelle, bei der jeder etwas abgeben muss, das ihm wirklich wertvoll ist. Wer sein Opfer gebracht hat, darf vom nächsten etwas fordern. Es beginnt mit einem Paar Sandalen, die Agnes nach langem Bitten und Betteln von ihrer Mutter gekauft bekommen hat und nun wieder hergeben soll. Ohrringe kommen dazu, ein Tagebuch. Dann aber schon beginnt die Sache zu eskalieren. Gerda soll ihren Hamster abgeben, ein Mädchen seine Adoptionsurkunde. Je größer das Opfer, desto größer ist seine Bedeutung, so die Theorie.
Kriminell wird es, als ein Mädchen seine Unschuld opfern soll. Und einem Jungen, dem das Gitarrenspiel alles bedeutet, wird ein Finger abgeschnitten. Immer gemeiner und brutaler werden die Forderungen. Eine Spirale der Gewalt. „Nichts“ funktioniert wie die Klassiker des Genres, wie „Die Welle“ oder auch „Der Herr der Fliegen“.
Es ist die Geschichte einer dramatischen Eskalation, die am Ende vor allem Fragen aufwirft. Worauf kommt es an im Leben? Wo liegen die Grenzen der Toleranz? Was taugt als moralische Richtschnur für unser Zusammenleben?
Es sind dies Fragen, vor denen sich Erwachsene eher zu scheuen scheinen als Jugendliche.
Nach der Premiere bedankte sich Frau Fugel bei ihren Schauspielern und Technikern mit einem eigens hergestellten und vom Förderverein finanzierten Sweatshirt - große Begeisterung !! -, der Schulleiter wiederum bedankte sich beim „Technikchef“ Sören Bleeker, bei Tino Bley und Kai-Klaus Kodat, der sich eine Woche Urlaub nahm ( er macht inzwischen eine Ausbildung), um dieses Theaterprojekt mit zu ermöglichen.
Lobende Erwähnung fand natürlich auch das sehr schöne Veranstaltungsplakat, das der Ehemann von Frau Fugel gestaltet und zum Teil handcoloriert hat. Danke Arend!
Bei den Schauspielerinnen und Schauspielern einen herauszuheben, verbietet sich von selbst: Es war eine geschlossene Mannschaftsleistung: Toll gemacht - der Applaus hat es gezeigt.
Wer sich diese Aufführung nicht entgehen lassen möchte: Heute Abend gibt es um 19:30 Uhr eine weitere Aufführung in der Aula des Schulzentrums - ich meine, hingehen lohnt sich auch alle Fälle:
Denn das ist nicht nichts!
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